Klebstoff-Glossar

DIN 2304 - Qualitätssicherung bei Klebprozessen

Die DIN 2304 regelt die Qualitätssicherung der fachgerechten Umsetzung von Klebprozessen

Deutschland führt den Markt der Klebstofftechnologie an. Nun wurde dem Kerngedanken der ISO 9001 [1] Rechnung getragen und die Beherrschung der Prozesse durch ein umfassendes Qualitätsmanagementsystem erweitert. Der Arbeitskreis „Prozesskette Klebtechnik“ des Arbeitsausschusses „Klebtechnik“ im DIN-Normenausschuss Schweißen und verwandte Verfahren (NAS) hat nun die DIN 2304 ausgearbeitet. Sie definiert Sicherheitsklassen, in die jede genormte Klebverbindung eingestuft wird und legt die Anforderungen entlang der gesamten Prozesskette fest für die qualitätsgerechte Umsetzung klebtechnischer Prozesse von konstruktiven Klebverbindungen, d.h. deren Hauptfunktion die Übertragung von mechanischen Lasten beinhaltet.

„Beherrschte“ Anwendungs-Prozesse mit einer Null-Fehler-Produktion

Bei fachgerechtem Einsatz von qualitativ hochwertigen Industrieklebeprodukten handelt es sich um „beherrschte“ Anwendungs-Prozesse mit einer Null-Fehler-Produktion. Dennoch passieren zu viele Gebrauchsfehler, die dazu führen, dass die Klebungen nicht die an sie gestellten Anforderungen erfüllen. „Objektiv betrachtet beruhen etwa 90 % der auftretenden Klebfehler auf klebtechnischer Unkenntnis“, betonen Prof. Dr. Andreas Groß und Dr. Dr. Hartwig Lohse.[2] Hier setzt die DIN 2304 „Klebtechnik – Qualitätsanforderungen an Klebprozesse“ an, um zukünftig diese Anwendungsfehler zu vermeiden. Diese „Anwender-Norm“ verfolgt also das Ziel, jedem Anwender den „klebtechnischen Anwendungsprozess organisatorisch so zu gestalten, dass der gesamte Prozess von der Idee über die Entwicklung bis hin zur Fertigung des geklebten Produkts im normentechnischen Sinne „beherrscht“ und demnach robust und reproduzierbar gestaltet wird.“[3]

DIN 2304 - Für alle Klebstoffklassen und Werkstoffkombinationen geeignet

Anwendung findet die DIN 2304 in allen Klebstoffklassen und Werkstoffkombinationen, unabhängig von ihren Festigkeits- und Verformungseigenschaften, in den Industrie- und Handwerkszweigen, die keine eigene Norm für klebtechnische Anwendungen haben wie beispielsweise die Automobilindustrie, der Anagenbau, das Baugewerbe, die Verpackungsindustrie etc.

Die drei Kernelemente der DIN 2304:

(1) Klassifizierung der Klebungen nach Sicherheitsanforderungen. Die Einstufung erfolgt auf Basis der Folgenabschätzung bei Ausfall der Klebverbindung:

S 1 – hohe Sicherheitsanforderungen

S 2 – mittlere Sicherheitsanforderungen

S 3 – geringe Sicherheitsanforderungen

S 4 – keine Sicherheitsanforderungen

(2) Einsetzung von Klebaufsichtspersonal (KAP):

Der Anwenderbetrieb benennt einen Mitarbeiter, der im Betrieb Verantwortung für die Klebtechnik und die damit verbundenen Tätigkeiten trägt.

(3) Eine Nachweisführung darüber, dass über den gesamten Lebenszyklus einer Klebverbindung die auftretenden Beanspruchungen stets kleiner als ihre Beanspruchbarkeit sind. Die Nachweisführung hierzu muss unter Mitwirkung des KAP sichergestellt und nachvollziehbar dokumentiert werden.

Fachgerechte Ausführung des derzeitigen Stands der Technik

Im Gegensatz zu den bekannten Audits oder Begutachtungen, besagt eine Zertifizierung nach DIN 2304, dass Klebungen nach dem derzeitigen Stand der Technik fachgerecht ausgeführt werden können. Sie stellt damit keine Momentaufnahme dar, sondern belegt, dass der Anwenderbetrieb jederzeit nach den in der DIN 2304 festgelegten Regularien klebtechnisch arbeitet und der Qualität des klebtechnischen Anwendungsprozesses der des Herstellungsprozesses anpasst. Jedoch ist der Weg der Fehlerprophylaxe über ein umfassendes QMS zur „Beherrschung der Klebprozesse“ alternativlos.[4]

Aufwändiger Prozess der Zertifizierung, der sich jedoch auszahlt

Für Betriebe, die sich gemäß DIN 2304 zertifizieren lassen möchten, stellt es einen komplexen und aufwändigen Prozess dar, der von der Analyse über den Abgleich der Anforderungen nach DIN 2304 bis hin zur Ableitung von konkreten Lösungsansätzen einem Managementprozess gleicht. Die Klebverbindungen müssen in Sicherheitsklassen eingestuft und mit einem dementsprechenden Konzept abgesichert werden, da sie die Qualitätsanforderungen für den gesamten Klebprozess vorgeben. Dabei müssen alle Bereiche mit einbezogen werden, die einen Einfluss auf das spätere geklebte Produkt ausüben können.[5] Das bedeutet, dass die gesamte Prozesskette der klebtechnischen Fertigung berücksichtigt werden muss: die klebtechnische Weiterbildung der Mitarbeiter zum Klebpraktiker, zur Klebfachkraft oder zum Klebfachingenieur, Vertragsprüfungen, Anforderungen an den Entwicklungsprozess und die Prozessplanung wie beispielsweise die Bestimmung der Hilfsmittel und die Erstellung von Arbeitsanweisungen, die Fertigungsphase, sowie das Überwachen von Mess-, Prüf- und Fertigungshilfsmitteln. Dennoch lohnt sich der Aufwand. Eine fachgerecht eingesetzte und durch Zertifizierungen dokumentierte Qualitätssicherung in der klebtechnischen Anwendung minimiert Fehler, spart Geld, schafft Vertrauen und erhöht dadurch den erfolgreichen Einsatzumfang der Klebtechnik. Gleichzeitig verbessert es das Image des Klebens nachhaltig.[6]


[1] „Wenn ein Fertigungsschritt oder ein fertiges Produkt nicht zerstörungsfrei einhundertprozentig auf etwaige Fehler geprüft werden kann und es sich somit um einen sogenannten „speziellen Prozess“ handelt, müssen auf dem Weg zum fertigen Produkt alle Fehlermöglichkeiten ausgeschlossen und der Prozess dadurch „beherrscht“ werden.“ in: Groß, Prof. Dr. Andreas/ Lohse, Dr. Dr. Hartwig: „Die neue DIN 2304 und ihr Nutzen für die Praxis“ in: adhäsion 06/2015, S.14

[2] Groß, Prof. Dr. Andreas/ Lohse, Dr. Dr. Hartwig: „Die neue DIN 2304 und ihr Nutzen für die Praxis“ in: adhäsion 06/2015, S.12

[3] Ebd., S.13

[4] Groß, Prof. Dr. Andreas/ Lohse, Dr. Dr. Hartwig: „Die neue DIN 2304 und ihr Nutzen für die Praxis“
in: adhäsion 06/2015, S.18

[5] Paul, Andrea/Brune, Kai: „Klebprozesse fachgerecht umsetzen“ in: adhäsion 06/2016, S.16

[6] Groß, Prof. Dr. Andreas/ Lohse, Dr. Dr. Hartwig: „Die neue DIN 2304 und ihr Nutzen für die Praxis“
in: adhäsion 06/2015, S.19


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